
Was ist die Pflegeversicherung?
Die Pflegeversicherung ist eine gesetzliche Versicherung in Deutschland. Sie hilft Menschen, die wegen Krankheit, Alter oder Behinderung nicht mehr alleine für sich sorgen können – zum Beispiel beim Waschen, Anziehen, Essen oder im Haushalt.
Sie ist Teil der Sozialversicherung (wie die Kranken-, Renten- oder Arbeitslosenversicherung).
Wenn du gesetzlich krankenversichert bist, bist du automatisch auch pflegeversichert.
- Seit 1995 gibt es die Pflegeversicherung.
- Sie zahlt Geld oder leistet Unterstützung, wenn du oder ein*e Angehörige*r pflegebedürftig bist.
Quelle: Bundesgesundheitsministerium
Wann bekommt man Hilfe von der Pflegeversicherung?
Du bekommst Hilfe, wenn du einen Pflegegrad hast. Es gibt fünf Pflegegrade – je höher der Grad, desto mehr Unterstützung bekommst du.
| Pflegegrad | Bedeutung |
|---|---|
| 1 | Geringe Beeinträchtigung |
| 2 | Erhebliche Beeinträchtigung |
| 3 | Schwere Beeinträchtigung |
| 4 | Schwerste Beeinträchtigung |
| 5 | Schwerste Beeinträchtigung mit besonderen Anforderungen |
Wie beantragt man einen Pflegegrad?
Hier die Schritte:
1. Antrag stellen
Du oder ein*e Angehörige*r stellt einen Antrag bei deiner Pflegekasse (die gehört zur Krankenkasse).
👉 Einfach dort anrufen und sagen: „Ich möchte einen Antrag auf Pflegeleistungen stellen.“
Danach bekommst du ein Formular per Post oder online.
2. Begutachtung durch den MD (Medizinischer Dienst)
Ein Gutachter oder eine Gutachterin besucht dich zu Hause (oder im Heim). Sie prüfen, wie viel Hilfe du brauchst – zum Beispiel beim Waschen, Gehen, Essen, Einkaufen.
3. Einstufung in einen Pflegegrad
Die Pflegekasse bekommt den Bericht und entscheidet dann über deinen Pflegegrad.
Du bekommst einen Brief mit dem Ergebnis – das dauert ca. 4 bis 6 Wochen.
Tipp: Wenn du Hilfe brauchst beim Ausfüllen oder beim Termin, kannst du z. B. zu einer Pflegestützpunkt-Beratung gehen – das ist kostenlos.
Quelle für Antrag und Begutachtung:
https://www.pflegeberatung.de/pflegeanspruch/begutachtung/das-sollten-sie-zur-begutachtung-wissen
Was bekommst du mit einem Pflegegrad?
Du kannst verschiedene Leistungen bekommen, je nach Pflegegrad:
- Pflegegeld: Wenn deine Familie oder Bezugspersonen dich pflegen
- Pflegesachleistungen: Wenn ein ambulanter Pflegedienst kommt
- Tagespflege oder Kurzzeitpflege
- Wohnraumanpassung (z. B. Badumbau)
- Pflegehilfsmittel (z. B. Windeln, Pflegebett)
Einen Überblick findest du auch hier:
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/pflegeantrag-und-leistungen/diese-leistungen-koennen-sie-fuer-die-pflege-beantragen-13424
Wichtig zu wissen
- Du brauchst keinen deutschen Pass, um Pflegeleistungen zu bekommen.
- Wichtig ist: Du musst in Deutschland wohnen und gesetzlich pflegeversichert sein.
- Auch wenn du nicht gut Deutsch sprichst – du hast das Recht auf Unterstützung! Nimm eine Person mit, die übersetzen kann. Oder frag nach einer/einem Dolmetscher*in.
Wer kann helfen?
Es gibt viele Stellen, die kostenlos beraten:
- Pflegestützpunkte
- Pflegerechsberatung, z.B. bei der Verbraucherzentrale
Mögliche Schwierigkeiten für Migrant*innen beim Pflegeantrag
1. Sprachprobleme
Viele Formulare, Briefe und Gespräche mit der Pflegekasse oder dem Medizinischen Dienst sind auf Deutsch – oft in amtlicher, schwerer Sprache.
Folge: Missverständnisse oder fehlerhafte Anträge.
Was hilft:
- Eine Person bitten, mitzukommen oder zu übersetzen.
- Pflegekasse oder Medizinischer Dienst können Dolmetscher*innen anbieten – unbedingt vorher fragen.
- Beratungsstellen (z. B. Pflegestützpunkte oder Migrationsdienste) helfen kostenlos beim Ausfüllen.
📍Tipp: Manche Kassen haben Formulare in anderen Sprachen.
2. Unkenntnis über Rechte
Viele wissen nicht, dass sie einen Anspruch auf Pflegeleistungen haben – auch ohne deutschen Pass!
Folge: Kein Antrag, keine Hilfe – obwohl Pflegebedürftigkeit besteht.
Was hilft:
- Aufklärung durch Migrantenselbstorganisationen, Pflegedienste oder Hausärzte.
- Pflegestützpunkte bieten kostenlose Beratung – auch ohne Termin.
Wichtig: Pflegeleistungen stehen allen gesetzlich Versicherten zu – unabhängig von Herkunft oder Aufenthaltsstatus (solange du in Deutschland lebst).
3. Misstrauen oder Scham
Für manche Menschen ist Pflege durch die Familie selbstverständlich – und Pflege „von außen“ wird als Schwäche gesehen.
Folge: Antrag wird aus Scham oder Stolz nicht gestellt.
Was hilft:
- Kultursensible Beratung (z. B. Pflegekräfte mit Migrationsgeschichte, interkulturelle Pflegedienste).
- Gespräche in der Muttersprache bauen Vertrauen auf.
- Verständnis zeigen und Angehörige mit einbeziehen.
4. Komplizierte Bürokratie
Der Antrag wirkt für viele abschreckend: viele Formulare, Termine, Gutachten …
Folge: Antrag wird aufgegeben oder falsch gestellt.
Was hilft:
- Unterstützung durch Sozialarbeiter*innen, Seniorenbüros oder Migrantenselbstorganisationen.
- Schritt-für-Schritt-Begleitung, z. B. durch den Pflegestützpunkt oder Diakonie/Caritas.
- Es reicht oft ein kurzer Anruf bei der Pflegekasse – den Rest bekommt man erklärt.
5. Unklarer Aufenthaltsstatus
Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus (z. B. Geduldete, Asylsuchende) haben eingeschränkten Zugang zu Pflegeleistungen.
Folge: Antrag kann abgelehnt werden.
Was hilft:
- Beratung durch Migrationsberatungsstellen oder Sozialdienste.
- In manchen Fällen kann das Sozialamt Leistungen übernehmen.
Beratung: z. B. bei der Caritas, AWO, Diakonie oder pro familia.
Wo Migrant*innen Hilfe bekommen können:
Pflegestützpunkte
Kostenlose Hilfe beim Antrag, auf Wunsch auch mit Dolmetscher:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/p/pflegestuetzpunkte.html
Migrationsberatungsstellen (MBE)
Beratung für Erwachsene mit Migrationshintergrund (ab 27 Jahren):
https://www.mbeon.de/
Interkulturelle Pflegedienste oder Seniorenbüros
Viele Städte haben Dienste mit muttersprachlichem Personal – frag bei deiner Stadt oder im Rathaus nach.